Angesichts zunehmender Anfragen von Besitzern voroperierter Pferde und der Schilderung Ihrer Erfahrungen müssen wir aus gegebenem Anlass heute wieder einige Fakten zum Thema Hufkrebs öffentlich machen. Uns erreichen immer wieder verzweifelte Hilferufe von Pferdebesitzern, denen versprochen wurde, dass der Hufkrebs durch eine Radikaloperation bei ihren Tieren nach einigen Wochen ausgeheilt wäre.

Und leider lösen sich solche Versprechen immer wieder schnell in Luft auf, auch wenn die Pferde mehrfach für viele Tausend Euro tief ausgeschnitten wurden. Denn bei der Mehrheit der Fälle tritt das Wachstum der entarteten Zellen schon nach kurzer Zeit wieder auf und der ursprüngliche Zustand ist wieder erreicht oder hat sich sogar verschlimmert. Regelmäßig wird den Pferdebesitzern nach Ausschöpfung sämtlicher konventionellen Möglichkeiten zum Erlösen ihrer Tiere geraten. Meistens sind dann auch die finanziellen Mittel der leidgeprüften Besitzer komplett erschöpft.

Die glücklicheren Pferde kommen jedoch mit uns zusammen und besiegen den Hufkrebs, nicht zuletzt dank der vorschriftsmäßigen und gewissenhaften Pflege und Versorgung durch ihre Besitzer, die wir mit Rat und Tat unterstützen. Schließlich ist Hufkrebs kein reines Huf-, sondern ein systemisches Problem, das den gesamten Stoffwechsel des Pferdes betrifft.

Hufoperation: immer in der Tierklinik!

Aber zurück zum Anfang: wenn eine Hufoperation ansteht, dann findet diese idealerweise in einer entsprechend ausgestatteten Tierklinik und unter hygienischen Bedingungen statt, dazu durchgeführt von Tiermedizinern / Veterinären, die wissen was sie tun. Denn nur sie haben die legale Berechtigung und die notwendigen chirurgischen Fähigkeiten.

Doch warum muss diese Selbstverständlichkeit eigentlich erwähnt werden? Auf die Spur führen uns immer wieder selbst ernannte „Spezialisten“, die Ihre Tätigkeit teils sogar als „Hufchirurgie“ bezeichnen und die, eigentlich von Beruf Hufschmied, in der Öffentlichkeit Werbung für ihre chirurgischen Fähigkeiten machen bzw. machen lassen. Dies ist umso erstaunlicher und paradoxer, da Hufschmiede per Gesetz – ob nun sinnvoll oder nicht – mittlerweile dazu verpflichtet sind, selbst zur Eröffnung eines einfachen Abszesses einen Tierarzt hinzuziehen bzw. diesem sogar die Behandlung gänzlich zu überlassen. Eine darüberhinausgehende Legitimation zur Durchführung chirurgischer Eingriffe, etwa aufgrund einer selbst ausgewiesenen Spezialisierung oder beruflicher Erfahrung, ist unseres Wissens per Gesetz nicht vorgesehen.

Des Weiteren ist zudem vielfach belegt, dass schwer erkrankte Pferde von solchen selbsternannten Spezialisten oft unter hygienisch abenteuerlichen Bedingungen, auf der Stallgasse oder sogar in der Reithalle, tief und blutig ausgeschnitten werden. Anschließend wird ein Verband angelegt und es findet oftmals nur eine sehr kurzfristige Wundversorgung mit mehr oder weniger effektiven Mitteln statt. Auf die längerfristige Verabreichung schmerzstillender Medikamente wird, wie uns von Besitzern sehr oft glaubhaft versichert wird, in vielen Fällen gänzlich verzichtet, wäre doch hierzu auch die weitere Einbeziehung eines verantwortlichen Tierarztes erforderlich. Zudem werden den verzweifelten Pferdebesitzern oftmals – unter leider oft falschen Versprechen – enorme Fantasiepreise abverlangt: ohne Gewähr auf Gesundung und, nicht zuletzt, mangels jeglicher nachvollziehbarer Gebührenordnung.

Die Rechtslage: Hufschmied macht keine blutende Hufchirurgie!

NUN IST DIE RECHTSLAGE ALLERDINGS EINDEUTIG: ein Hufschmied darf keine blutende Operation durchführen. Wenn leicht blutende Kapillargefäße aus dem Krebsgewebe im Rahmen der Hufpflege entfernt werden, so ist das eine Sache. Alles andere, d. h. operative Eingriffe in die lebenden Bereiche des Hufes, die nicht von einem zugelassenen Tierarzt vorgenommen werden, wäre somit ein Fall für den Staatsanwalt. Da sich die Berichte über derartige Vorgehensweisen bestimmter, scheinbar über dem Gesetz stehender Personen aber häufen, müssen wir hierauf aufmerksam machen. Es handelt sich juristisch gesehen um sehr dünnes Eis.

Hufkrebs: eine systemische Erkrankung!

Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Bei Hufkrebs handelt es sich um eine SYSTEMISCHE Erkrankung, die in den meisten Fällen nicht einfach herausgeschnitten werden kann und nicht nach wenigen Wochen ausgeheilt ist. Je nach Dauer der Erkrankung müssen einige Monate der Hufpflege, bei unserem schonenden System also des Badens und Ausschneidens, in regelmäßiger Abfolge und in Kombination mit einer GEEIGNETEN NAHRUNGSERGÄNZUNG bzw. -UMSTELLUNG erfolgen. Der Organismus muss die entarteten Zellen selbstständig abstoßen können, damit eine NACHHALTIGE GESUNDUNG erreicht werden kann.

Die reine OP ohne geeignete Nachbehandlung mit geeigneten Mitteln und Methoden scheint regelmäßig NICHT zum langfristigen Erfolg zu führen, so unsere mittlerweile langjährige Erfahrung. Die Wissenschaft erlangt ständig neue Erkenntnisse. Es ist daher höchste Zeit, die teils noch immer mittelalterlichen Methoden zur Hufkrebsbekämpfung kritisch zu hinterfragen.

Dr. Andreas Oelschläger

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